St. Pauli Wörterbuch
St. Pauli ist tatsächlich ein ganz besonderer Stadtteil in Hamburg, bekannt für seine lebendige und vielfältige Kultur. Die Sprache in diesem Viertel, oft auch als „St. Pauli-Slang“ bezeichnet, hat ihre ganz eigenen Ausdrücke, die sich durch ihre Mischung aus Humor, Lokalkolorit und hanseatischem Charme auszeichnen. Es ist eine Art umgangssprachlicher Jargon, der vor allem von Einheimischen verwendet wird, um die Atmosphäre des Viertels widerzuspiegeln.

Die Herbertstraße in Hamburg ist eine der bekanntesten Straßen des Rotlichtviertels in St. Pauli und hat eine lange und bewegte Geschichte, die tief mit der Entwicklung des Stadtteils und der Geschichte der Prostitution in Hamburg verwoben ist.
Entstehung und frühe Jahre
Die Herbertstraße entstand Ende des 19. Jahrhunderts und hieß ursprünglich „Heinrichstraße“. St. Pauli entwickelte sich zu dieser Zeit zu einem Vergnügungsviertel, das Seemänner, Arbeiter und Besucher anzog. Die Prostitution war ein fester Bestandteil des Stadtbilds, und verschiedene Straßen in St. Pauli wurden zu bekannten Orten für käufliche Liebe.
Die Herbertstraße entwickelte sich schnell zu einem zentralen Ort für Prostitution. Anders als in anderen Straßen wurden in der Herbertstraße Schaufenster eingerichtet, in denen die Frauen ihre Dienste anboten. Diese Art der Präsentation gab der Straße eine einzigartige Atmosphäre, die bis heute erhalten geblieben ist.
Die 1920er bis 1940er Jahre
In den 1920er Jahren erlebte die Herbertstraße einen Höhepunkt. Die Weimarer Republik brachte eine Lockerung der Sitten mit sich, und das Nachtleben in Hamburg florierte. St. Pauli und insbesondere die Herbertstraße wurden zu einem Anziehungspunkt für Besucher aus ganz Deutschland und darüber hinaus.
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in den 1930er Jahren änderte sich die Situation jedoch. Prostitution wurde strenger kontrolliert, und viele Frauen wurden verfolgt. Trotzdem blieb die Herbertstraße bestehen, auch wenn das Leben dort während des Zweiten Weltkriegs durch Bombardierungen und den allgemeinen Niedergang Hamburgs stark beeinträchtigt wurde.
Begriff | Bedeutung |
---|---|
Abkochen | Betrügen, ausnehmen |
ableuchten | unauffällig kontrollieren, ob ein Gast Geld hat |
abloddeln | Unzuchtsgelder fordern |
Abreiskalender | Bündel Geldscheine mit Banderole |
Absahnen | gewinnen |
abschecken | unauffällig kontrollieren, ob ein Gast Geld hat |
Abstecke | zahlt die Hure, um vom Luden loszukommen |
abstecken | abgeben |
absteigen | mit einer Prostituierten schlafen gehen |
abzocken | ausnehmen |
AchiNe | Essen |
ackern | Arbeiten / anschaffen gehen |
amateurnutte, | Hausfrau die anschaffen geht |
anbohren | Frau ansprechen |
ankobern | Freier ansprechen |
Ansage | Vorwarnung |
anschaffen gehen | prostituieren |
AOK Chopper | Rollstuhl |
Arsch aufreißen | zusammenschlagen |
Asche | Geld |
Asphaltbeleidiger | hässliche Schuhe |
Astronauten | Aufputschtabletten, Preludin, Pervitin |
Aufmische | Prügel |
aufreißen | kennenlernen |
ausgemistet | pleite |
ballermann | Pistole |
bambule | Streit |
bambusen | merkwürdige Leute |
Baracken Elvis | Jemand aus asozialen Verhältnissen |
Blender | falscher Schmuck; Angeber |
Blockgeld | Zimmermiete, Trinkgelder und Werbung |
blockschulden | Miete im Bordel nicht bezahlt |
Bock | Gesundheitsamt |
Bock haben | etwas mögen / Glück haben |
Bockgeld | Einnahmen der Hure |
Bockschein | Kontrollkarte d. Prostituierten |
bockschein, | Gesundheitskarte |
bolschewikenbrühe | dünne Suppe |
Bombe | Pott Kaffee |
bontjewasser | Limonade |
Bordsteinschwalbe | Prostituierte |
Brotklappe | Mund |
Bügelschwalbe | Amateur Prostituierte |
bunkern | Geld beim Luden unterschlagen; sparen |
Bunter / Bimbo | Farbiger |
Cappis/Captas | Captagon, Aufputschmittel |
Casmus | lesbische Frau, ist oft weiblicher Zuhälter, |
Das gibt Tinte auf den Füller | steigert die Potenz |
die Biege machen | abhauen |
die Flitze machen | abhauen |
einen von der Palme holen | onannieren |
er ist ein Glatter | er ist in Ordnung |
Falle schieben | Schummel-Sex, kein Geschlechtsverkehr |
fickfehler | schlechtes Aussehen |
Figine | Show; so tun als ob |
filzen | durchsuchen |
Fleppen | Ausweis, Papiere |
Frikadellen-Puff | Imbißbude |
frisch sein | viel Geld haben |
Fummeltante | der im Stripteaselokal auftritt oder animiert |
Gabelmann | Eidesstattliche Vesicherung |
gefilmt | gesponnen |
gefüllt | reich |
glasi della moore | Gefängnis Glasmoor. |
greifen | betrügen, stehlen |
gurkengustav, max | Zuhälter |
Hamburger Acht | Handschellen |
Hand-, Fuß-, Kopfgeld | erster, zweiter, dritter Gast |
Haushaltsvotze | Frau, die nicht anschaffen geht |
hawaiimücken | Filzläuse |
Heiermanns / Hartgeldlude | Lude, der auch mit wenig Geld zufrieden ist |
Himmelskomiker | Pastor, Pfarrer |
hungerlampe | Taxileuchte |
ich schick dir den Maler | Rollkomando |
in die Schere springen | Oral Sex |
indianerbier | verdünntes Bier |
Indianergeld | Kleingeld bis 10 Cent |
in die Tasche kommen | bezahlen |
kiezgefilde | St. Pauli |
klaubaum | Brecheisen |
Knacki | Gefängnisinsasse |
lampe | Anzeige bekommen |
lampe bauen | anzeigen |
lau | nichts, wenig, mäßig |
lobi | Geld |
Loddelei | Zuhälterei |
löhnen | bezahlen |
Lolly | Gummiknüppel |
Ludenschmiere | Sittenpolizei |
Lulle | Zigarette |
Lümmeltüte | Präservativ |
machen | betrügen /ausnehmen |
Manöverbrötchen | Captagon / Aufputschmittel |
matratzensolist; | Selbstbefriediger |
Matrosen am Mast | Ungeziefer am Geschlechtsteil |
mause | Pleite |
mit dem Arsch an der Wand stehen | Prostituieren |
Mitternachtschlosser | Einbrecher |
negerknete | Schwarzgeld |
oldenburger südfrüchte | Steckrüben |
pinunsen | Geld |
poofen | Schlafen |
reunen / abreunen /roinen | gucken; sehen was los ist |
Ritzenkellner | trägt in den Puffs Essen aus |
sahnemichel | geliebter Mensch, männlich |
Satz machen | verschwinden |
schecken | begreifen |
scheiß der Hund drauf | egal |
schickse | Flittchen |
Schlitten | Auto |
Schmalz | Trinkgeld |
schmalzlocke | erfolgloser Zuhälter |
schmiere | Polizei, Kripo |
schmieren | bestechen |
Schmiermichel | Peterwagenpolizist |
Schmirgel | Zigarette |
Schmock | Zuhälter der nicht akzeptiert wird |
schnupfen | Rauchgift (Koks) nehmen |
Schore | Diebesgut |
Schüttelscheck | ungedeckter Scheck |
schwulibert | Homosexueller |
schwuligunde | Homosexuelle |
Seibelfreier | jemand, der zu viel redet / oder nicht mitgeht |
seibelheini | Angeber |
Siff-Doktor | Arzt für Geschlechtskrankheiten |
singen | verraten |
Sitte | Sittenpolizei |
Solo-Braut | Frau, die keinen Zuhälter hat |
Sprechkörner | Preludin Tabletten |
Stiefelfrau | arbeitet in Leder foltert Perverse |
Strom | Geld |
sülzen | reden |
Suppenmolly | Glückspilz |
Termin | Gerichtsverhandlung |
Tip | Trinkgeld |
Toff / massel toff | Gut / sehr gut |
toffte | alles klar |
toffter Berber | hübsches Mädchen |
Traber | Prostituierte |
Traute haben | Mut haben |
Tresenschlampe | Barfrau |
Turm | Unterkunft, Wohnung Hotelzimmer |
verbunkern | verstecken |
verglitschen | verkaufen |
vermachen | schlagen |
verschieben | mit dem Luden einer anderen Frau schlafen |
verschneiden gehen | Zuhälter geht für Geld bumsen |
verschütt gehen | verhaftet werden |
verzinken | Verpetzen / anzeigen |
von der Schmiere weggefickt | verhaftet |
vorführen | verarschen, betrügen |
warschauen | Tipp geben (maritim: Wahrschauer = Ausguck) |
wegfideln | Umbringen |
Wegsteckhuhn | Prostituierte |
Weltumsegler | Hering |
Zahnklempner | Dentist |
Sinti | Zigeuner |
zocken | um Geld Spielen |
Zwiebel | Uhr |
Hier gehts ums Geld | DM jetzt analog in € |
Sechser | fünf €ent |
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Miese | ein € |
Zwoling | zwei € |
Taler | drei € |
Heiermann | fünf € |
Gutmann | zehn € |
Pfund | zwanzig € |
Halber | fünfzig € |
Grüner / Schein | hundert € |
halber Riese | zwei hundert € |
Riese / Mille / Knittererfreier | fünf hundert € |

Nachkriegszeit und
Wirtschaftswunder
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau Hamburgs, und die Herbertstraße nahm ihren Betrieb wieder auf. In den 1950er und 1960er Jahren, während des deutschen Wirtschaftswunders, erlebte die Straße erneut einen Aufschwung. Die Reeperbahn und das umliegende Viertel zogen viele Menschen an, und die Herbertstraße wurde zu einem symbolträchtigen Ort für das Nachkriegs-Hamburg.
Moderne Zeit und heutige Bedeutung
In den 1970er und 1980er Jahren begann eine neue Ära. Das Viertel um die Reeperbahn wurde zunehmend von Kriminalität und Drogenproblemen heimgesucht. Gleichzeitig stieg das öffentliche Bewusstsein für die negativen Seiten der Prostitution. Trotzdem blieb die Herbertstraße ein fester Bestandteil des Hamburger Nachtlebens und eine Touristenattraktion.
Heute ist die Herbertstraße ein umstrittener Ort. Frauen und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Zutritt zur Straße offiziell verboten, und es gibt Absperrungen an beiden Enden der Straße. Die Schaufenster mit den Frauen, die ihre Dienste anbieten, existieren noch immer, und die Straße ist ein Symbol für das zwiespältige Erbe von St. Pauli und Hamburgs Umgang mit Prostitution.
Die Herbertstraße steht heute sowohl für Tradition als auch für Kontroversen. Sie ist ein Ort, der tief in der Geschichte Hamburgs verwurzelt ist und gleichzeitig die Herausforderungen einer modernen Großstadt im Umgang mit sozialen und moralischen Fragen widerspiegelt. Bei der Herbertstraße handelt es sich trotz anderer Eindrücke ( Sichtblenden und Durchgangs Verbote ) um eine öffentliche Straße.